Kurzinfo zur Aktion
Allerdings wird im Verteidigungsministerium daran gearbeitet, eine Entscheidung über die Tornado-Nachfolge zu forcieren.
Im Ernstfall würde eine Entscheidung in der NATO und ein US-Befehl reichen, damit Bundeswehr-Piloten die Atombomben übernehmen und einsetzen können. ►Mehr Infos zu Atomwaffen in Deutschland
Die aktuellen Kampfflugzeuge des Typs Tornado werden aber die neuen Fähigkeiten der B61-12-Atombomben, deren Stationierung in den kommenden Jahren auch in Deutschland vorgesehen ist, nicht mehr vollständig nutzen können.
Bei den neuen Atombomben kann – je nach Ziel – eine niedrige oder hohe Sprengkraft ausgewählt werden und sie haben darüber hinaus auch ganzlich neue Qualitäten:
- ein steuerbares Heckleitwerk, das zur Erhöhung der Treffgenauigkeit beiträgt;
- die Möglichkeit, nun auch gehärtete Bodenziele zu zerstören.
Die Einsatzmöglichkeiten dieser Atomwaffen sollen durch diese Neuerungen erweitert und erleichtert werden. Damit sinkt aber auch die Hemmschwelle für einen Einsatz und die Wahrscheinlichkeit dafür steigt.
Als mögliche Nachfolger der aktuellen Tornado-Kampfflugzeuge werden vom Verteidigungsministerium der Eurofighter (ein europäisches Projekt) und die F/A 18 von Boeing (US-Produktion) bevorzugt. Das US-amerikanische Modell soll nach den bisherigen Planungen des Verteidigungsministerium künftig die Rolle des nuklearen Trägersystems übernehmen. Doch auch eine entsprechende Fähigkeitserweiterung des Eurofighter wurde bereits diskutiert.
Noch sind aber beide potentiellen Nachfolger nicht (Eurofighter) bzw. nicht mehr (F/A-18) für nukleare Einsätze ausgelegt. Es bräuchte hierfür zunächst eine entsprechende Zertifizierung durch die USA. Für den Eurofighter gab es hierzu eine Anfrage der Bundesregierung an Washington.
Das Kampfflugzeug F-35 des Herstellers Lockheed Martin soll hingegen in der Entscheidungsfindung nicht weiter berücksichtigt werden. Auch das deutsch-französische “Future Combat Air System” (FCAS) ist noch keine Option, da es vermutlich frühestens ab 2040 einsatzbereit ist.
Die bisherigen Tornados wurden zwischen 1980 und 1992 angeschafft. Auch bei der kommenden Generation von Kampfflugzeugen ist mit einer Nutzungsdauer von 30-40 Jahren zu rechnen.
Aufgrund der hohen Kosten und der langen Nutzung könnte der Abzug der letzten US-Atomwaffen aus Deutschland in weite Ferne rücken.
Die Beschaffung neuer Kampfflugzeuge und die Stationierung neuer Atomwaffen in Deutschland stellt die umfassendste nukleare Aufrüstung seit über 20 Jahren dar.
Ein Bundestagsbeschluss von 2010, der im Konsens aller damaliger Bundestagsfraktionen beschlossen wurde, forderte bereits den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland. Eine solche Abrüstung würde durch den Kauf neuer Atombomber in weite Ferne rücken.
Kauft Deutschland jetzt neue Kampfflugzeuge, beteiligt es sich voraussichtlich für weitere Jahrzehnte an der nuklearen Bedrohung. Ein internationales Eintreten Deutschlands für eine atomwaffenfreie Welt und nukleare Abrüstung, wie etwa in den Auseinandersetzungen mit Nordkorea und dem Iran, wird dadurch unglaubwürdig.
Heise, Atomwaffen-Jet im Hauruck-Verfahren vor der Bundestagswahl?, 22.01.2021
Telepolis, Bundeswehr sucht neuen Atombombenträger, 14.04.2019
Deutscher Bundestag, Stenografischer Bericht 79. Sitzung, S. 9271, Frage 49, 13.02.2019
Wirtschaftswoche, Airbus winkt Milliardenauftrag der Bundeswehr, 08.02.2019
Zeit Online, Tarnkappenbomber kaufen!, 14.01.2019
Der Tagesspiegel, Bundesregierung sucht Nachfolger für Tornado-Kampfjet, 25.04.2018
Atomwaffen A-Z, Nukleare Teilhabe, 3/2015
BITS, Atomwaffen-Modernisierung in Europa – Das Projekt B61-12, 8/2012